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Abschnitt 1

Der erste Abschnitt meiner Reise ist abgeschlossen und ich sitze am Ruhetag in einer Ferienwohnung in Maasholm-Bad.

Bisher ist alles mehr als gut verlaufen, wirklichen Regen gab es nur in den Nächten und der Wind stand meist in meinem Rücken.

Am ersten Tag meines Abenteuers hat mich mein Dad 10km, auf Straßen und Wegen, die ich aus meiner Jugend kenne, begleitet, bevor es für mich weiter Richtung Norden ging.

Ab dem dritten Tag frischte der Wind dann auf, kam aber – wie bereits erwähnt – zumeist aus für mich positiver Richtung.

Der dritte Tag war dann auch der erste Tag, den ich umgeplant habe, ich hatte eine Fährverbindung übersehen, die ich an einem Feiertag gerne vermeiden wollte.

Auch Tag vier wurde umgeplant, auf Anraten meines Onkels habe ich (versucht) die Tour weiter an den Deich zu verschieben, da der Deich leider gesperrt war, wurde daraus nichts und stattdessen wurde es eher ein zick-zack-Kurs.

Auch wurde ich an diesem Tag von einem komplett neon-gelben (Taschen, Hänger, Helm, Kleidung) E-Biker überholt, der mir ca 15km später wieder entgegen kam und Abends einige Zeit nach mir auf dem Zeltplatz aufgetaucht ist. Wir kamen ins Gespräch, auch er (Tim aus E) wollte am Deich entlang, hat es dann jedoch mit dem „zurück“ etwas übertrieben (wie auch mit seiner Ausrüstung – viel zu viel Zeug dabei 😉)

Da mir an diesem Abend auf dem Zeltplatz meine Powerbank inkl Ladekabel gestohlen wurde, musste ich auch Tag fünf umplanen, dafür hat mich Tim nach ca. 5 km eingeholt und wir sind die 95km bis zu seinem Zeltplatz gemeinsam gefahren, meine Tour ging dann noch ca 15km weiter. Leider war sowohl der Imbiss am Zeltplatz wie auch das einzige Restaurant in der Nähe (Betriebsferien) geschlossen, so gab es BiFi & Cookies von der Tanke zum Abendessen. In der Nacht hatte ich dann ein wunderbares Konzert am Froschteich.

Am sechsten Tag ging es mit der Fähre über die Weser, auch diesen Nachmittag hatte ich auf Anraten meines Onkels noch kurzfristig umgeplant, dieses Mal mit mehr Erfolg. Am Abend überraschte mich Tim, der ein paar extra Kilometer gemacht hatte, um zu demselben Zeltplatz zu gelangen. Am Abend waren wir dann – nachdem auch hier sämtliche anderen Essgelegenheiten geschlossen waren im Ahoi, bei Fisch & Bier.

Am Tag sieben ging es dann für mich mit zwei Fährfahrten weiter, zunächst über die Elbe und dann (sogar kostenfrei) über den Nord-Ostsee-Kanal. Der Zeltplatz hier war etwas seltsam und ich wurde die halbe Nacht von einer Schlagerparty wach gehalten, deren „Musik“ von weit her zum Zeltplatz schallte (dann doch lieber Frösche).

Der achte Tag führte mich dann zunächst Richtung Norden, wo ich kurz überlegt habe, ob ich doch noch einen Abstecher nach St. Peter Ording und zum Leuchtturm in Westerhever machen soll, habe mich jedoch dagegen entschieden. Am Nachmittag musste ich dann zum ersten Mal so richtig kämpfen, die letzten 30km stramm gegen den Wind.

Die letzte Etappe des ersten Abschnittes war dann wieder entspannt, mir Rückenwind Richtung Osten.

Auch, wenn dieser Abschnitt besser gelaufen ist, als ich gedacht habe, muss ich sagen, dass ich froh war an diesem Tag bereits um kurz nach drei am Ziel gewesen zu sein und mit einem Kuss begrüßt zu werden 😉

Abschnitt 2

Nach der Erholung des ersten Ruhetages ging es dann direkt etwas welliger los als gedacht, die ersten Tage mit mehr als 500 Höhenmetern.

Natürlich habe ich auch im zweiten Abschnitt wieder einige Umplanungen vorgenommen:

Etappe 10, weil mir ein paar Bonuskilometer entlang der Küste ganz gut gefielen, Etappe 11 & 12, weil mich auf einen wesentlich besseren (nicht an der Autobahn und näher an der „Grenze“/Meer) Zeltplatz aufmerksam gemacht hat und so Ziel von Etappe 11 und Start von Etappe 12 in Travemünde und nicht in Lübeck war.

Die Übernachtungsgelegenheit Topcamping Kühlungsborn verdient sich einen gesonderten Eintrag: Duschen und Toiletten wirklich top, aber die Mini-Zeltwiese ohne wirklich ebene Stelle ein Witz und der Preis von €24,50 (1 Person, Fahrrad, kleines Zelt) eine absolute Unverschämtheit.

Auf Etappe 13 habe ich Andy, der auf demselben Zeltplatz in Kühlungsborn übernachtet hatte, in Rostock (Warnemünde) eingeholt, der auf der Suche nach der Fähre war. Nachdem wir gemeinsam den Kanal (Unterwarnow) überquert haben, hat mich Andy (relativ leicht) zu einem Abstecher über die Insel Zingst überredet. Bei bestem Rad-Wetter und ursprünglich nur geplanten 97km, hatte ich durchaus Lust 20km bzw. 1Std extra zu radeln und dafür Gesellschaft zu haben; es wurden dann 33km und ca 2 Stunden extra, der Preis, wenn man statt nach einer geplanten Rute nach Schildern und Bauchgefühl fährt, gelohnt hat es sich dennoch.

Nachdem ich mich von Andy verabschiedet hatte, ging es auf Etappe 14 weniger gemütlich zu, bei ca 30°C ging es 117km Richtung Südwesten, besonders der Abschnitt Stralsund – Greifwald verdient eine Erwähnung, 25km Kopfsteinpflaster, auf einem ausgewiesenen Rad-Fernwanderweg, ein Traum… Äh Albtraum…

Passenderweise ging es auf Etappe 15 nicht viel besser weiter, noch mal ein paar Grad wärmer als am Vortag, noch mehr Kopfsteinpflaster und als Zugabe mehrere Passagen durch Sand.

Am Abend schlug dann das Wetter komplett um, Wind, Regen, Kälte. Etappe 16 bei 15°C und Regenschauern.

Etappe 17 wurde dann wieder bei bestem Fahrrad-Wetter (blauer Himmel, 20°C) etwas umgeplant, ein paar Bonuskilometer an der Deutsch-Polnischen Grenze entlang.

Da aber das Wetter sich zurzeit scheinbar gerne und schnell ändert, gab es dann zum Abschluss von Abschnitt 2 wieder 118km bei fast 30°C, dafür aber top Fahrradwege und am Abend auch wieder einen Kuss.

Abschnitt 3

Ich sitze in der Sonne in Aschau, warte darauf, dass meine Wäsche fertig wird und denke über die Hochs und Tiefs des letzten Abschnitts nach.

Wo Abschnitt 2 wellig war, ging es im dritten Abschnitt direkt mit richtigen Höhenmetern und vielen kleinen steilen Rampen los. Die ersten sechs Etappen dieses Abschnitts hatten alle über 1250 Höhenmeter, viele davon im Wald oder auf Schotterwegen.

Besonderer Tiefpunkt war daher Etappe 22, auf der es so viele kaum fahrbare Passagen über Schotter gab, das es mich dazu veranlasst hat alle weiteren Etappen kurzfristig umzuplanen um möglichst viele dieser Passagen zu entfernen, nicht immer erfolgreich. Auch auf Etappe 23 musste ich zweimal ein steile Schotterstück schieben, weil mir einfach jeder Grip fehlte.

Auch muss natürlich Etappe 24 erwähnt werden, die Steigungen waren hier zwar größtenteils auf Asphalt, hatten es dafür aber in sich unter anderem 8,5km mit 5% im Schnitt, 5,5km mit 3% (diese Steigung war zwar lang, aber sehr gut zu fahren, weil recht gleichmäßig) und dann die beiden Highlights (1,5km & 1km) mit 7% im Schnitt und einen Maximum von 20%, bzw 27% (ja, ich habe geschoben...)

Auch das Wetter hatte wieder alles zu bieten. 

Direkt Etappe 19 startete bei 30°C und endete mit Gewitter. Etappen 21, 22 & 25 hatten alle gute 30°C (teilweise mehr) zu bieten und zum Abschluss fror ich auf Etappe 26 bei gerade mal 12°C, Regen und Wind.

Ein weiteres Tief waren die Möglichkeiten abends etwas zu essen zu bekommen. Nicht nur, dass die Möglichkeiten teilweise sehr weit vom Zeltplatz entfernt waren (das wusste ich vorher), einige hatten in der Zwischenzeit geschlossen oder aber passenderweise Ruhetag.

Zwei (weitere) Highlights gibt es aber auch zu berichten.

Etappe 21 und das Kama:

Ich fahre gerade meine zweite Steigung von über 5km Länge hinauf (4 oder 5% im Schnitt) als mich ein Junge (16/17) mit dem E-Bike überholt und mir zu ruft: "kannst dir kein E-Bike leisten?"

Ich bin viel zu fertig um darauf zu antworten, denke nur "Arschloch!" 

Als er so 150m vor mir ist, höre ich einen leisen Knall und dann ein zischen und der Typ beginnt sein Rad zu schieben...

Als ich wieder an ihm vorbei bin, ruft er mir hinterher "halt bloß deine Fresse..."

Ich bin immer noch zu fertig um zu antworten...

Etappe 24 und die Einheimischen 

Nach diesem wirklich heftigen Tag, zwei Tagen ohne wirklich richtiges Abendessen, bin ich an diesem Abend in einer kleinen Dorfkneipe. Schnitzel war aus, aber Currywurst/Pommes waren gut. Am Nachbartisch unterhalten sich die Einheimischen, ich verstehe kaum ein Wort. Der Wirt fragt mich nach dem woher/wohin, ich erzähle von meiner Tour. Das nächste Bier spendiert mit der Wirt "wer sowos leistn dut, brocht och a gscheits Bier". Mittlerweile hat der Nachbartisch mitbekommen, was ich erzählt habe, diese laden mich an ihren Tisch ein. Ich erzählte ein bisschen mehr von der Tour, während 2 oder 3 weitere Bier vor mir erscheinen, die Rechnung dafür aber bei einem der anderen.

Natürlich muss ich leider mit dem absoluten Tiefpunkt den Bericht beenden. Mein Baybay ist leider in Quarantäne, so dass ich diesen Ruhetag alleine verbringen muss. 

Und da sie (geplant) auch nicht in Karlsruhe sein wird, wird es bis zum Ziel im Wachtendonk dauern, bis ich sie wiedersehe. 

Abschnitt 4

Vierter und letzter Ruhetag, dieses Mal in Karlsruhe. Erneut ohne mein Baybay, dieses Mal allerdings geplant, sie ist auf dem Whatever Happens Festival und ich habe mich gestern Abend und auch heute vormittag mit einem meiner ältesten Freunde getroffen.

Dennoch ist auch Zeit um ein bisschen über den vierten Abschnitt nachzudenken.

Der vierte Abschnitt war vom Terrain her recht deutlich zweigeteilt. 

Die ersten drei Etappen (27, 28 & 29) hatten viele Höhenmeter mit lange und steilen Steigungen.

Etappe 27 habe ich noch umgeplant um zwei Anstiege (4km mit 9% im Schnitt und 2km mit 11% im Schnitt) aus der Strecke zu entfernen, nachdem mir ein Rennradfahrer, den ich auf einen Zeltplatz kennengelernt habe erzählt hat, das dieser Weg wohl kaum fahrbar wäre. Der noch übriggebliebe große Anstieg des Tages hatte es mit 13,5 km Länge, 4% im Schnitt, einer 18% Rampe zu Beginn und mehren Rampen von mehr als 10% durchaus in sich.

Etappe 28 hatte dann vor allem durch das Wetter alles zu bieten, Regen zu Beginn, Sonne und Wärme am Mittag und Gewitter kurz vor Ankunft. Aber auch der Weg hatte es in sich, nach 80 guten Kilometern, folgte viel Schotter und tatsächlich sogar eine Flussüberquerung.

Etappe 29 beinhaltete dann sowohl eine kleine Wanderung, da die letzten 1,5 km ds Anstiegs nach Jungholz (zunächst 15% auf Schotter, direkt anschließend 20%) für mich nicht fahrbar waren; aber diese Etappe beinhaltete ebenso die Abfahrt vom Jochpass, die Abfahrt mit dem (bisher) größten Funfaktor.

Die letzten vier Etappen dieses Abschnitts hatten nur noch zeitweise Anstiege zu bieten.

Etappe 30 führte zunächst flach am Bodensee entlang (zusammen mit vielen weiteren Radfahrern), bevor es zum Ende des Tages noch einige Höhenmeter zu bewältigen gab. Etappe 31 & 32 hatten jeweils zu Beginn des Tages einige Anstiege zu bieten, bevor es am Nachmittag dann flach und entspannt wurde, wenn man mal davon Absicht, dass an Etappe 31 eine "Fähre" nicht gefahren ist und ich einen alternativen Weg über den Rhein finden musste.

Der Abschluss dieses Abschnitts 112 km nach Karlsruhe, waren dann sogar komplett flach.

Sechs Etappen liegen noch vor mir und (man sollte es kaum glauben) auch noch sehr viele Höhenmeter. 

Aber so langsam wächst die Zuversicht, dieses Vorhaben zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. 

Abschnitt 5

Nach dem Ruhetag ging es zunächst mit einer relativ unspektakulären Etappe los, inklusive Fährfahrt, bis der Weg ca 3km vor dem Ziel plötzlich verschwand, was zu einem kleinen Umweg (ca 4km) führte.

Danach wurde es warm, sehr warm. Etappe 35 & 36 waren weder von der Distanz (86km & 96km), noch von den Steigungen (930Hm & 600Hm) so ganz schwer, durch teilweise über 30°C wurden beide Etappen dennoch reichlich schwierig. Dafür gab es nach Etappe 36 einen Besuch im Freibad als Abkühlung.

Etappe 37 war dann durch die Umstände eine Etappe am Limit. Steigungen - 1600 Höhenmeter waren zwar vorher bekannt, dennoch waren die Steigungen schwieriger als gehofft; Hitze – es war warm, zum Glück nicht ganz so schlimm, wie befürchtet; Wind – natürlich genau ins Gesicht…

Etappe 38 war „auf dem Papier“ deutlich leichter als die Etappe zuvor, hatte dafür aber alles zu bieten, was einen Radtag so richtig unlustig macht:

  • lange Steigung: 🗹 (bis zu 7,5km)

  • steile Rampen: 🗹 (bis zu 18%)

  • endlos durch Städte fahren: 🗹 (das erste Mal auf der gesamten Tour)

  • Kopfsteinpflaster: 🗹

  • Schotter: 🗹

  • tiefer Sand: 🗹

  • ein Weg, der plötzlich im Unterholz aufhört 🗹

  • Autofahrer, die lieber einen Radfahrer über den Haufen fahren, als 10 Sekunden mit dem Überholen zu warten 🗹🗹

Doch nachdem ich auf den letzten 15 Kilometern den Frust so ein bisschen rausgefahren habe, fahre ich auf den Campingplatz und werde von dem Jubel meiner Arbeitskollegen empfangen, die mich dort überrascht haben – ich war vollkommen perplex und der Tag, nach all dem Stress, dann doch ein guter 😉

Die letzte Etappe war dann mit 60, größtenteils flachen Kilometren der erwartete, entspannte Abschluss meiner Tour.

Mein Vater und mein Bruder haben mich auf den letzten 5 Kilometern ins Ziel begleitet, wo meine Mutter und vor allem mein Baybay auf mich warteten.

Zum gemeinsamen Grillen am Abend kamen auch noch mein Onkel und meine Tante vorbei und es wurde bei Bier, Wurst & Sparerips ein perfekter Abschluss meiner Tour 😁

ein paar Zahlen zu der Tour

  • Distanz: 4010 Kilometer

  • Zeit im Sattel: 205Std 46min

  • durchschnittliche Geschwindigkeit: 19,5 km/h

  • Ausgaben: ca €2150,-

    • Unterkünfte: €1216,12 (Hotel: €736,62 / Zeltplatz: €479,50)

    • Essen: ca €840,-​

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